„Auch Wissenschaftler müssen träumen“
Er ist ein Beispiel dafür, dass ein Mann mit einem aufgeräumten Verstand nahezu jede Aufgabe übernehmen kann. Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich „Jan“ Wörner ist studierter Bau-Ingenieur, heute leitet er die Europäische Weltraumagentur ESA, deren Hauptsitz in Paris ist. Promoviert wurde Wörner mit einer Arbeit über die Komponenten-Bauwerk-Wechselwirkung bei Erdbeben. Bis 1995 war er Professor für Massivbau an der Technischen Hochschule Darmstadt (seit 1997 Technische Universität Darmstadt), zu deren Präsident er im selben Jahr gewählt wurde. Wörner führte die TU Darmstadt 2005 in die Autonomie. Als erste deutsche Hochschule durfte sie eigenständig über Berufungen, Bauten und Forschungsschwerpunkte entscheiden. Der damalige hessische Ministerpräsident Roland Koch hat im Rückblick bestätigt, dass nicht die Politik, sondern Wörner diesen Weg zur Autonomie gewiesen habe: „Wir hätten es nicht gemacht, wenn Wörner nicht Präsident gewesen wäre. Ihm haben wir es zugetraut, das Experiment zum Erfolg zu führen.“
Mit Koch verbindet Jan Wörner die rasche Auffassungsgabe, Wörner antwortet bereits auf Fragen, ehe sie zur Hälfte gestellt sind. Anders als viele Wissenschaftler ist er auch in der Lage, sich verständlich auszudrücken. Beispielsweise, wenn er erklärt, was es ohne Raumfahrt nicht geben würde, nämlich Navigationssysteme, verlässliche Wettervorhersagen, Beobachtung des Klimawandels. Oder wenn er an die Abfallprodukte der Raumfahrt erinnert. Etwa die Rauchmelder nach der Apollo 1-Katastrophe 1967. Oder den Akkubohrer, der erfunden wurde, weil die Amerikaner auf dem Mond ein Loch bohren wollten, aber kein Kabel hatten, das bis zur Erde reichte.
Ein Bauingenieur und Universitätspräsident – kann der so einfach an verantwortlicher Stelle für die europäische Raumfahrt und Weltraumforschung zuständig sein? Ja, wenn er lernfähig wie Wörner und außerdem ein erfahrener Wissenschaftsmanager ist. Und gänzlich vom Himmel gefallen war die Beschäftigung mit dem, was über, unter und neben uns im All geschieht, auch nicht. Schon den Dreijährigen hob der Vater hoch und erklärte ihm: „Da oben, da fliegt der Sputnik!“ Der kleine Jan konnte mit bloßem Auge zwar den Erdsatelliten der Russen nicht erkennen, aber das Interesse an der Raumfahrt war geweckt. Im Kinderzimmer fand sich später eine Mondkarte, auf der jeder Einsatz auf dem einzigen Satelliten unserer Erde vermerkt wurde. Und Technik-Freak Wörner, der daheim jedes Haushaltsgerät am liebsten selber repariert, baute als Jugendlicher Raketen und Flugzeugmodelle.
Richtig nah kam der sechsfache Ehrendoktor dem All aber erst seit 2007 in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Hauptsitz in Köln. Diese Einrichtung bündelt die Anwendungs- und Grundlagenforschung in der deutschen Luft- und Raumfahrt. Auch Verkehr, Energie und Sicherheit zählen zu den Forschungsschwerpunkten. Das DLR ist an zwanzig deutschen Standorten vertreten, der größte und bekannteste befindet sich am Starnberger See in Oberpfaffenhofen mit dem Raumfahrt-Kontrollzentrum.
Durch seine Arbeit am DLR empfahl sich der am 18. Juli 1954 in Kassel geborene Vater von drei erwachsenen Kindern für die Leitung der ESA, der European Space Agency mit dem Hauptsitz in Paris. Die 1970 entstandene ESA koordiniert die europäischen Raumfahraktivitäten, ihr gehören 22 Mitgliedstaaten an. Die ESA-Konvention ist in jedem Mitgliedsstaat nationales Recht, das stärkt die Stellung der Organisation. Kooperation ist hier nicht nur ein frommer Wunsch, sondern durch Statut gesichert: Wer eine nationale Raumfahrmission plant, meldet sie bei der ESA an, die dann eine internationale Zusammenarbeit verlangen kann. Zu den Zielen der ESA zählt, dass Europa weiter einen autonomen Zugang zum All behalten will, unabhängig von den großen Raumfahrtnationen. Den Generaldirektor freut es, dass in der täglichen Zusammenarbeit von Menschen aus so vielen Ländern ein Stück europäischen Zusammenwachsens gelingt.
Wörner, der auch fließend Japanisch spricht, unterhält sich heute meist auf Englisch, was schon mal zu Sprachkauderwelsch führen kann: „Wir machen industrial policy for our Mitgliedsländer.“ Auch das Wort „Treiber“ kennt man im Deutschen nicht wirklich. Dennoch versteht man Jan Wörner sofort, wenn er sagt: „Die Neugier ist der stärkste Treiber, den wir Menschen haben.“ Der Mann, der in seiner glänzenden akademischen Karriere so viel Wissenschaft verinnerlicht hat, ist dennoch auch ein Träumer geblieben. „Wir müssen den jungen Menschen vermitteln, dass es sich lohnt zu träumen, auch verrückte Sachen zu träumen. Nur so können wir die globalen Herausforderungen angehen.“
Versteht die Menschheit eigentlich durch die Raumfahrt auch etwas über den Zustand der Erde? Zweifellos, sagt Wörner, beispielsweise können wir mehr als die Hälfte aller für unseren Planeten klimarelevanten Daten aus dem Weltraum erfassen. Oder nach einem katastrophalen Erdbeben vom All aus feststellen, welche Wege noch befahrbar sind, wo am dringendsten geholfen werden muss.
Mit solchen praktischen Beispielen untermauert Wörner, dass die Raumfahrt nicht zu teuer ist. Jeder in die ESA-Aktivitäten investierte Euro ergebe einen Rückfluss von sechs Euro, sagt er. Und viele Möglichkeiten seien noch gar nicht erforscht. So könne vielleicht eines Tages das menschliche Immunsystem besser verstanden werden, denn es ändert sich dramatisch mit der Schwerelosigkeit.
Doch die Raumfahrt erschöpft sich für Wörner nicht in Nützlichkeitserwägungen. Die Lust am Forschen, die Wissbegierde, die Entdeckung des Neuen, die Freude an Versuchen (die für ihn das Scheitern durchaus nicht als Drama erscheinen lassen) sind ihm zur zweiten Natur geworden. Für den Verstandesmenschen Wörner sind christlicher Glaube und Wissenschaft dabei kein Widerspruch, solange die Kirche nicht versucht, Naturzusammenhänge zu erklären. Und hat Gott das Universum geschaffen? Wörner hat eine vorsichtig positive Antwort: „Die Menschheit beschreibt derzeit relativ widerspruchsfrei, dass es den Urknall gab. Seit dem Urknall hat sich die Welt entwickelt. Das alles nur als die Abfolge von Zufällen zu sehen, finde ich etwas mutig.“
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