Corona und Führungsqualitäten
Als die Corona-Krise begann, handelte die Bundesregierung in einer Weise, die ihr die Zustimmung weiter Bevölkerungskreise eintrug. Wenn wir diese Handlung analysieren, finden wir mindestens drei nachahmenswerte Faktoren.
Erstens: klare Vorgaben.
Als die Virologen den Politikern den Ernst der Lage bewusst machten, haben die Gewählten harte Konsequenzen gezogen: Das beinahe komplette Herunterfahren fast des gesamten Landes war furchtbar, aber notwendig. Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen wurden eindeutig festgelegt und klar kommuniziert. Jedes Zögern nämlich hätte Menschenleben gekostet – Italien und Amerika machten vor, wie man es nicht machen sollte. Klare Vorgaben sind auch Aufgabe der Führungskräfte in den Unternehmen. Mitarbeiter müssen und wollen wissen, wohin die Reise geht. Sie wollen und müssen „mitgenommen“ werden.
Zweitens: Erklären, Kommunizieren.
Die politisch Verantwortlichen, allen voran die Kanzlerin, haben der Bevölkerung klar gemacht, warum all diese unangenehmen Schritte für eine Weile alternativlos waren. Davon können Manager lernen. Sie müssen immer, aber vor allem in Krisenzeiten erkennen: Man kann gar nicht zu viel kommunizieren. Sie dürfen auch keine Angst vor der Wiederholung haben, bis ihre Botschaft überall ankommt. Der Nach-Corona-Manager ist vor allem eine Führungskraft, die kommuniziert. Die eine Sprache spricht, die jede(r) versteht.
Drittens: Sich für Werte einsetzen.
Die Politik hat dem Wert des Lebens und der Gesundheit den Vorrang vor allen ökonomischen Interessen zugemessen. Das war richtig und mutig. In Brasilien oder in den USA wurde das anders betrachtet, mit verheerenden Folgen. Ich denke, dass auch Führungskräfte in Deutschland werteorientierter werden müssen. Sie müssen keine Deutschen sein, aber sie müssen traditionelle deutsche Werte wie Redlichkeit, Anstand, Leistungsbereitschaft kennen und praktizieren. Es ist zum Beispiel keine gute Idee, wenn in Krisenzeiten finanzstarke Unternehmen keine Mieten zahlen wollen. Das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns ist nicht überholt. Werte kennen und sie zur Richtschnur des eigenen Handelns zu machen – diese Forderung zielt nicht nur nach außen, sondern auch auf die inneren Strukturen der Unternehmen. Die Mitarbeiter fair zu behandeln, sie gerecht zu bezahlen, das Unternehmen als „Good Corporate Citizen“ zu begreifen und mit dem Unternehmen regelkonform zu agieren, das alles sind Forderungen an die Führungskräfte. Nicht nur in den Post-Corona-Zeiten. Aber vor allem dann.
Peter Lückemeier ist Journalist, Sachbuchautor und Ghostwriter. Er war von 1990 bis 2016 Lokalchef bei der F.A.Z.
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