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Deutsche Unternehmen in China: Die Herausforderungen des Marktes – auch während der Coronakrise

„Suits & Sneakers“ ist der Deininger Podcast für Entscheiderinnen und Entscheider. Wir sprechen mit Führungspersönlichkeiten über Themen wie neue Arbeitswelten, Digitalisierung, die Veränderung von Führung und ihre Erfahrungen im Aufbau und bei der Steuerung von Unternehmen.
22.12.2021
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FUCHS PETROLUB SE, in mehr als 50 Ländern weltweit vertreten, ist ein global operierender Konzern, der Schmierstoffe und verwandte Spezialitäten entwickelt, herstellt und vertreibt. Mit fast 6.000 Mitarbeitern weltweit erwirtschaftet der deutsche Konzern mit Hauptsitz in Mannheim dieses Jahr über 2,7 Milliarden Euro. In Suzhou (Jiangsu Province) und Yingkou (Liaoning Province) betreibt FUCHS zwei der modernsten Produktionsanlagen der Branche. Die Zentralfunktionen und das R&D TechCenter sind in Schanghai angesiedelt.

Herr Siegel, wie ist FUCHS China mit der Coronakrise umgegangen?

Der Ausbruch der Covid-Pandemie war eine enorme Herausforderung für FUCHS China und das Management. In kürzester Zeit mussten wir Maßnahmen ergreifen, um unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und Lieferanten umfassend zu schützen.

Rückblickend können wir sagen, dass wir dies hervorragend gemeistert haben. Der Spirit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war beeindruckend. Gemeinsam haben wir gezeigt, dass wir diese Krise meistern können. Bis heute hatten wir keinen einzigen Covid Fall an unseren Standorten.

In Branchen, die von just-in-time Lieferungen abhängen, waren wir jederzeit lieferfähig. Dies war möglich, weil wir abteilungsübergreifende Task Forces einrichteten, die 24/7 die ständig wechselnden Auflagen umsetzten. Wir konnten ausreichend Masken und Desinfektionsmittel beschaffen. In den ersten Wochen arbeiteten wir weitgehend aus Home Offices, den Zugang zu den Standorten handhabten wir restriktiv. Hier zeigte sich auch, dass unsere IT-Infrastruktur sehr belastbar war. Massgeblich für den Erfolg war schließlich das Engagement der Belegschaft und der starke Zusammenhalt.

Viele deutsche Unternehmen setzen weiter auf China. Haben Sie eine Faustregel für den Erfolg in China?

Ich denke, China ist zu gross und vielfältig, als dass es nur eine Faustformel geben könnte; dies ist unter anderem branchenabhängig. Auch kommt es darauf an, ob ein Investor aus China den lokalen Markt bedienen möchte oder eher exportieren will. Gleichwohl sehen wir gewisse Muster hinter den Erfolgsstories. Aus meiner Sicht gilt für ein Investment in China in besonderem Masse das Motto: Ganz oder gar nicht! Damit meine ich, dass die Grösse des Marktes und seine vielfältigen Anforderungen ein starkes Mass an Engagement des Top Managements erfordern. Produktion und Wertschöpfung müssen lokal erfolgen – nicht nur wegen der jüngsten gesetzlichen Vorgaben, aber vor allem, um nahe an Markt und Kunden zu sein. Dies gilt auch für R&D. Nur so können wir die Kundenwünsche vollumfänglich verstehen und erfüllen. Desweiteren gilt, China ist der perfekte Ort für Skalierung. Think big, act big , grow big. China erfordert Tempo! Entscheidungen müssen zeitnah gefällt und umgesetzt werden. Mehr als in Europa oder Nordamerika bietet China auch ein Umfeld des trial and error, anstatt langwieriger Erstellung des perfekten Plans. Chinas Dynamik überholt immer wieder die Pläne von uns allen.

In welchen Industrien sind chinesische Unternehmen den deutschen bereits technisch überlegen?

Dies sind einerseits Industrien, die in besonderem Masse von Skalierung profitieren, und andererseits die Branchen, die sich starker staatlicher Unterstützung erfreuen. Also Railway, Stromerzeugung und -verteilung mit all dem Equipment hierzu. Desweiteren New Energy Vehicles – hier sind chinesische Unternehmen sehr leistungsfähig und stellen auch technologisch eine Herausforderung dar. Schliesslich der digitale und IT-Bereich mit den bekannten Tech-Giganten des Landes und ihren vielfältigen Services und Apps. Hierzu zähle ich auch den Bereich eCommerce inklusive der ganzen Supply Chain Lösungen.

Was kennzeichnet einen erfolgreichen CFO in China?

Ein CFO, der in China erfolgreich sein möchte, muss in erster Linie unternehmerisch geprägt sein. Als Partner zu den Business Teams in Sales, R&D und Produktion muss er die Dynamik des Marktes verstehen und in tragfähige Businesspläne umsetzen. Dies erfordert ein tiefgreifendes Verständnis des Landes, seiner Kulturen und der Menschen. Auch muss er das Tempo mitgehen wollen. Soft factors spielen hier neben Finanzdaten und IT-Systemen eine besondere Rolle. Der gute CFO hier ist ein Allrounder mit Kenntnis in den Details. Auch gilt, der CFO gibt dem Unternehmen und seinen Investoren die erforderliche Sicherheit mit Blick auf Compliance und Corporate Governance.

Sie und viele andere Expats konnten in der Pandemie Zeit nicht in ihre Heimat reisen. Was hat Sie in dieser Zeit geprägt?

Prägend war die Erfahrung des Zusammenhalts. Sowohl unter den Mitarbeitern hier bei FUCHS China als auch in den Communities, in denen wir uns bewegen. Wir rückten zusammen und halfen einander aus. Anfänglich mit einfachen Dingen wie Masken und Desinfektionsmitteln, deren Nutzung hier übrigens niemand hinterfragte. Später wurde dann der soziale Austausch immer wichtiger, den ich sowohl mit Chinesen als auch den hier lebenden Ausländern erfahren durfte. So entstanden schliesslich sogar neue Freundschaften. Mein persönliches Fazit ist: Die Pandemie hat mich auch wieder verstärkt nach innen blicken lassen und schärfte das Empfinden dafür, was wirklich zählt im Leben.

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