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Deutschland und Mittel- und Osteuropa: Eine strategische Partnerschaft

Joanna Cabalska und Rainer Pauly
„Suits & Sneakers“ ist der Deininger Podcast für Entscheiderinnen und Entscheider. Wir sprechen mit Führungspersönlichkeiten über Themen wie neue Arbeitswelten, Digitalisierung, die Veränderung von Führung und ihre Erfahrungen im Aufbau und bei der Steuerung von Unternehmen.
25.11.2024
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Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Polen und den mittel- und osteuropäischen Ländern ist von entscheidender Bedeutung für die Stabilität und die Zukunft der europäischen Wirtschaft. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich Polen zu einem der führenden Länder in der Region entwickelt und übernimmt eine wichtige Brückenfunktion zwischen Ost- und Westeuropa.

Polen und Mittel- und Osteuropa – ein Motor für das Wachstum in Europa

Polen ist die größte Volkswirtschaft in Mittel- und Osteuropa und spielt damit eine wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Im Jahr 2022 erreichten die polnischen Exporte einen Wert von 317 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 15 % gegenüber 2021 entspricht. Im Jahr 2023 wurde ein weiterer Anstieg um fünf Prozent verzeichnet, sodass der Wert der polnischen Ausfuhren 330 Mrd. EUR erreichte.

Die Länder Mittel- und Osteuropas sind attraktiv für ausländische Investoren. Die Region hat sich zu einem wichtigen Punkt auf der europäischen Landkarte entwickelt. Sie punktet mit Kostenwettbewerbsfähigkeit, guter Infrastruktur und qualifizierten Arbeitskräften. Deutschland ist größter Handelspartner Polens und der mittel- und osteuropäischen Länder und spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der Entwicklung der Region.

Deutschland - ein wichtiger Partner für Mittel- und Osteuropa

Mit einem BIP von 4,2 Billionen Euro im Jahr 2023 bleibt Deutschland die größte Volkswirtschaft in Europa.  Allerdings war die deutsche Wirtschaft in letzter Zeit schwach. Gründe dafür sind die hohe Inflation, die den Konsum belastet, höhere Zinsen, die weitere Investitionen bremsen, und die anhaltende weltweite Konjunkturflaute. Laut ifo-Präsident Clemens Fuest sind die wirtschaftlichen Aussichten Deutschlands für 2024 „eher düster“. Trotz dieser Herausforderungen zeigt die deutsche Wirtschaft langsam Anzeichen eines Aufschwungs, und eine starke Partnerschaft mit den Ländern Mittel- und Osteuropas könnte dazu beitragen, die schwächelnde deutsche Wirtschaft wiederzubeleben.

In den letzten Jahren haben deutsche Unternehmen Milliarden von Euro in Polen und anderen Ländern der Region investiert, was Deutschland zum größten ausländischen Investor in Mittel- und Osteuropa macht. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank hat der Wert der deutschen Direktinvestitionen in Polen 45 Milliarden Euro überschritten, und deutsche Unternehmen beschäftigen in Polen mehr als 400.000 Menschen.  AHK-Geschäftsführer Lars Gutheil stellt fest, dass sich immer mehr Unternehmen für Investitionen in Polen entscheiden, weil sie sich nicht mehr auf China - oder zumindest nicht mehr nur auf China - verlassen wollen, insbesondere nach Covid. „Viele Unternehmen wollen sich auf vertrauterem Terrain in der Europäischen Union ansiedeln und setzen auf die Standortstärken Polens: die Nähe zum deutschen Markt und ein relativ großes und zudem sehr gut qualifiziertes Arbeitskräftepotenzial.“

Zu den wichtigsten Bereichen deutscher Investitionen in Mittel- und Osteuropa zählen die Automobil-, Maschinen-, Chemie- und Technologiebranche. Unternehmen wie Volkswagen, Daimler und Siemens sind in Polen tätig und nutzen die Ressourcen des Landes.

Handels- und Investitionsbeziehungen auf Spitzenniveau

Deutschland und Polen sind füreinander die wichtigsten Handelspartner. Laut Angaben des polnischen Zentralen Statistikamtes (GUS) belief sich der Wert des Handelsumsatzes zwischen Polen und Deutschland im Jahr 2023 auf 165 Milliarden Euro. Polen exportiert hauptsächlich Produkte aus dem Automobilsektor (ca. 30 % aller Exporte), Chemikalien, Elektronik und Landwirtschaft nach Deutschland und importiert Maschinen, Fahrzeuge und moderne Technologien.

Auch für die Länder Mittel- und Osteuropas stellt Deutschland einen wichtigen Handelspartner dar. Länder wie die Tschechische Republik, Ungarn und die Slowakei profitieren in hohem Maße von der Zusammenarbeit mit deutschen Herstellern, was das Wirtschaftswachstum der gesamten Region vorantreibt. Im Jahr 2022 belief sich der Handel Deutschlands mit den Ländern der Region auf über 320 Milliarden Euro. Prognosen lassen einen weiteren Anstieg erwarten, da Mittel- und Osteuropa zunehmend zu einer Drehscheibe des verarbeitenden Gewerbes in Europa wird.

Im Jahr 2023 verzeichnete der deutsche Handel mit Mittel- und Osteuropa eine leichte Abnahme. Der Wert des Handels zwischen Deutschland und den Ländern sank um 6,5 %. Diese Rückgänge sind zum Teil auf einen geringeren Handel mit Russland zurückzuführen, der sich auf den Gesamtwert des Handels in der Region auswirkt. Dennoch bleiben die Länder der Region wichtige Handelspartner für Deutschland, und Mittel- und Osteuropa spielt eine strategische Rolle in den Produktions- und Lieferketten für die deutsche Wirtschaft.

Technologie und grüne Transformation - die Zukunft der Zusammenarbeit

Zwei der größten Herausforderungen für Polen, Mittel- und Osteuropa und Deutschland sind die Energiewende und die Digitalisierung.  Als einer der europäischen Vorreiter bei der Entwicklung erneuerbarer Energien ist Deutschland ein wichtiger Partner für Mittel- und Osteuropa, das seine Energiewirtschaft modernisieren will. Polen investiert in den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Bau moderner Energienetze, und die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen wie Siemens, E.ON und RWE unterstützt diesen Prozess.

Ein wichtiges Element der Zusammenarbeit ist die Förderung von digitalen Technologien und Innovationen. Deutsche Unternehmen profitieren von den Talenten und Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in Polen und anderen Ländern Mittel- und Osteuropas. Polen ist in Europa führend in der Entwicklung von Technologie-Start-ups und damit ein wichtiger Partner für deutsche Unternehmen in den Bereichen KI, Digitalisierung und Prozessautomatisierung.

Herausforderungen und Perspektiven

Polen, die Länder Mittel- und Osteuropas und Deutschland sind Partner, die ein starkes Fundament für das Wirtschaftswachstum in Europa bilden. Investitionen, Handel und Zusammenarbeit in den Bereichen Innovation und Energiewende zeigen, dass die Zukunft dieser Beziehung vielversprechend ist. Trotz der bereits erzielten Erfolge steht die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Polen, Mittel- und Osteuropa und Deutschland noch vor einer Reihe von Herausforderungen. Eine der wichtigsten davon ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Deutschland. Nach einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarktforschung werden in Deutschland bis 2035 rund 7 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte benötigt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Mobilität von Arbeitskräften und die Zusammenarbeit mit den Ländern Mittel- und Osteuropas zu erhöhen. Der jüngste LinkedIn-Bericht „Global Talent Trends“ identifiziert Polen und die Länder der Region als wichtige Talentquellen in Europa, insbesondere in Bereichen wie IT, Fertigung, Logistik, Fintech oder Hightech.

Um die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Region weiter zu stärken, brauchen Unternehmen die richtigen Führungskräfte, die bereit sind, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern und die Unternehmen der Zukunft aufzubauen. Zu den wesentlichen Führungskompetenzen gehören kulturelles Bewusstsein und emotionale Intelligenz sowie die Fähigkeit, Perspektiven zu erweitern und Inklusivität zu fördern.

Rainer Pauly ist Geschäftsführer von Deininger Polen und CEE und Joanna Cabalska ist Executive Search Analystin in seinem Team. Für weitere Fragen zu diesem Thema oder für eine Zusammenarbeit bei der Besetzung wichtiger Führungspositionen und strategischer Talentberatung, wenden Sie sich bitte an Rainer Pauly.

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